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Unsere Expertinnen erzählen: Tipps rund um's Vorlesen!

Fast 40 Prozent der Kinder zwischen einem und acht Jahren wird nie oder wenig vorgelesen, wie eine Umfrage der Stiftung Lesen ergab. Erschreckend, vor allem vor dem Hintergrund, dass Vorlesen so viel in Kindern anzuregen und aufzuarbeiten vermag.

Unsere Erzieherinnen Anna und Sabine aus dem Kindergarten Hollerstauden teilen ihre Erfahrungen mit uns im PZ-Interview: 

Warum ist Vorlesen überhaupt so wichtig?
Anna: Beim Vorlesen werden Wortschatz und Satzbau gefördert und erweitert. Kinder lernen über Dinge zu sprechen, die sie bisher nicht erlebt haben. Außerdem wird die Vorstellungskraft und Fantasie angeregt und gleichzeitig die Konzentration gefördert, ohne dabei visuellen Reizen ausgesetzt zu sein. Und: Vorlesen stärkt die Beziehung zum Vorlesenden.

Wann ist die beste Zeit, um vorzulesen?
Sabine: Das kann im Alltag ganz spontan passieren, auch um Zeitspannen zu überbrücken. Zum Beispiel beim Kinderarzt im Wartezimmer oder beim Warten auf den Bus. 

Am besten hat man also immer ein kleines Büchlein in irgendeiner Tasche ;) Wie schaffe ich denn eine gemütliche Leseatmosphäre, wenn mal mehr Zeit ist?
Anna: Es sollte ein entspannter Ort sein, z.B. die Couch oder das Bett. Gute Lichtverhältnisse sind wichtig. Oder man baut einfach mal eine Höhle unter'm Tisch - mit Kissen und Decken und kuschelt sich so richtig ein. Vor allem ist wichtig, dass man eine reizarme Umgebung schafft, um Ablenkungen zu vermeiden.

Wie kann ich die Inhalte eines Buches weiter besprechen?
Sabine: Man kann eine Geschichte mit Hilfe eines Rollenspiels, mit Liedern oder Bastelarbeiten vertiefen. Die Kinder können auch eigene Geschichten oder ein eigenes Ende für eine Geschichte erfinden. Außerdem lassen sich viele Szenen im Tanz oder Theater nachspielen. Eine Idee wäre auch, dass die Kinder ihr eigenes Kinderbuch erstellen. 

Wie kann man hibbelige Kinder zum Zuhören animieren?
Anna: Ich kann ein bisschen schneller oder langsamer lesen oder ich klopfe, wenn es an der Tür klopft. Ich kann die Kinder durch meinen Blickkontakt einfangen, durch die Betonung oder passende Gesten. Auch Nachfragen sind wichtig: "Ist dir das auch schon einmal passiert?"

Wie wecke ich das Interesse für Bücher?
Sabine: Sinnvoll ist es, Bücher ins Blickfeld des Kindes zu rücken. Also zu Hause ein Regal im Wohn- oder Kinderzimmer freiräumen und die Bilder auf Augenhöhe präsentieren. So wird das Kind angeregt, öfter mal zum Buch zu greifen. 

Was tun, wenn Eltern gar nicht lesen? Wie können wir trotzdem als gute Beispiele vorangehen?
Sabine: Bücher sollten für Kinder als Gebrauchsgegenstände erlebt werden. Man kann also ein Rezept aus einem Kochbuch nachkochen. Auf Kinderfragen kann man im Lexikon nachschlagen. Oder man schaut eine Telefonnummer im Telefonbuch nach. 

Wie bekomme ich eine vielfältige Kinderbibliothek?
Sabine: Man kann zu jeder Gelegenheit Bücher schenken, z.B. wenn das Kind etwas Besonderes wie Schwimmen oder Radfahren gelernt hat. Und in der öffentlichen Bücherei können sich Kinder ab etwa zwei Jahren schon selbstständig Bücher ausleihen. 


Also, nichts wie ran an’s Vorlesen! Übrigens wird auch Schulkindern immer weniger vorgelesen. Dabei tut es auch ihnen noch so gut diese besondere Nähe und Zuwendung zu erfahren. Buchempfehlungen für jedes (Vor-)Lesealter mit einem tollen Themen-Filter sind übrigens unter anderem auf stiftunglesen.de zu finden. Aber auch die/der Erzieher:in hat sicherlich einen spannenden, abenteuerlichen, lustigen oder bildreichen Tipp auf Lager - Fragen kostet nichts!